von Yannik König
Seit Jahrzehnten kämpfen Jusos dafür, irgendwann die ganze SPD, nun ist sie endlich da: Die Cannabis-Legalisierung. Nun ja, Teillegalisierung. Unter großem, erbitterten Widerstand und unter größstmöglichem öffentlichem Aufschrei wurde hier eine Sache beschlossen, welche den Großteil der Bevölkerung gar nicht oder wenn überhaupt nur minimal tangieren wird. Fakten und Zahlen: egal, hier ging es irgendwann nur noch um Ideologien. Die Konservativen sehen dem Drogenmissbrauch durch zahllose Jugendliche nun Tür und Tor geöffnet, Cannabis-Konsumenten fühlen sich der Gleichstellung ihrer Droge mit dem Alkohol einen Schritt näher.
Beides ist Unsinn. Die nackten Zahlen zeigen uns, wie die Realität aussieht. Nur 8,8 Prozent der Deutschen haben laut einer Befragung in den letzten zwölf Monaten Cannabis konsumiert. Das sind nicht viele. Das Kernziel einer Cannabis-Legalisierung, worum es immer ging, ist erreicht: Diese Menschen müssen nun nicht mehr fürchten, juristisch verfolgt zu werden. Ihnen drohen keine Haftstrafen mehr, keine hohen Geldbußen oder sonstige Konsequenzen dafür, dass sie Cannabis konsumieren – eine Lappalie im Gegensatz zu anderen Straftaten, die den Namen auch verdienen.
8,8 Prozent, das sind 4,5 Millionen Menschen. Das daraus auf einmal 45 Millionen werden, ist nicht zu erwarten. Denn, Stichwort Teillegalisierung, an Cannabis zu kommen erfordert nach wie vor hohen persönlichen Einsatz: selbst anpflanzen, ab 1. Juli Mitglied in einem entsprechenden Club werden und es sich persönlich abholen. Die ursprünglich geplanten lizensierten Geschäfte zum Erwerb gestalten sich, aufgrund von unterschriebenen UN-Konventionen und EU-Recht, schwieriger als zunächst angenommen. Wann und ob es jemals Shops geben wird: unklar.
Eigentlich ist das aber auch egal, denn: wer an Cannabis will, kommt dran. Es ist auf Partys, nachts in Innenstädten und vergleichbaren Locations da und wird konsumiert. Das war vor der Legalisierung so und wird nach der Legalisierung so bleiben. Wer mag, soll – und kann jetzt auch, ohne juristische Konsequenzen zu fordern. Eine “Normalisierung”, wie sie von Konservativen dahergeredet wird, findet höchstens in kleinem Maße statt, denn es ist schon weitgehend normalisiert. Das bekommt die Generation Söder-Merz-Linnemann nur nicht mit, weil sie sich nicht dort aufhalten, wo Cannabis konsumiert wird. Daran sind sie aber selbst schuld. Die große Kiff-Flut wird ausbleiben. Gut wäre eine komplette Legalisierung mit Shops hauptsächlich deswegen, weil Konsumenten dann wüssten, was sie kaufen und das es frei von Schadstoffen ist.
Zahlen und das echte Leben zeigen: Cannabis ist jetzt nicht plötzlich im Leben aller Menschen und wird gesellschaftlich relevanter. Die Bürokratie muss sich jetzt damit auseinandersetzen, das ist neu. Die Medien machen aktuell noch Rummel - die Realität wird sich nicht groß ändern. Die Politik sollte sich den wichtigen Dingen zuwenden, zum Beispiel das in Deutschland doppelt so viele Menschen einen problematischen Alkoholkonsum haben, als überhaupt Cannabis konsumieren.
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