Plädoyer für einen gesitteten und respektvollen Umgang miteinander

Veröffentlicht am 13.01.2019 in Kreisverband

Ein engagiertes Plädoyer für einen achtsamen, gesitteten und respektvollen Umgang miteinander in Gesellschaft und Partei hielt die Vorsitzende der SPD Breisgau-Hochschwarzwald, Birte Könnecke, am Freitag im Kirchzartener Hofgut Himmelreich. Beim gut besuchten Neujahrsempfang trat sie auch dafür ein, Grenzen der eigenen politischen Präferenzen nicht so eng zu ziehen, dass die Anhänglichkeit an die eigene Partei letztlich bereits am kleinsten, persönlich empfundenen Widerspruch leidet.

Birte Könnecke nahm ein irritierendes Erlebnis an dem in einer Gruppe verbrachten Silvesterabend (Es ging dabei um die läppische Frage, ob sie sich an einem UNO-Spiel beteiligt oder ob es okay ist, nur zuzuschauen) zum Anlass, beim Neujahrsempfang darüber zu räsonieren, „warum es uns Menschen offenbar immer wieder schwer fällt, die Grenzen unserer Mitmenschen wahrzunehmen und zu respektieren“. Diese Rücksichtnahme, dieser Respekt seien aber „extrem wichtig“, auch innerhalb der Partei, befand sie.

Es müsse möglich sein, auch mal Schwäche zu zeigen, plädierte die Kreisvorsitzende. Wenn jemand - gleich in welcher politischen oder sonstigen Gruppierung - etwas aus persönlichen Gründen nicht könne, wenn jemand gerade nicht auf der Höhe sei oder in der Lage, bestimmte Dinge zu leisten, dann müsse das eben auch akzeptiert werden. Dies menschliche Maß müsse auch innerhalb der eigenen Partei gelten. Die Art und Weise, wie heute die Grenzen guten Benehmens immer wieder überschritten, ja niedergetrampelt werden, sei inakzeptabel, sagte die Vorsitzende.

Impression vom Neujahrsempfang

 

Im Blick auf die Wahl des SPD-Landesvorsitzenden im vergangenen Herbst kritisierte Birte Könnecke den Umgang der beiden konkurrierenden Gruppen auf Facebook. Dort habe man sich regelrecht angegiftet. Letztlich gehe es hierbei auch um Selbstschutz, sagte sie und zeigte ein gewisses Verständnis für den Grünen Robert Habeck, der nachdem sich in den sozialen Medien ein wahrer Shitstorm über ihn ergossen hatte, sich aus Facebook und Twitter abmeldete. Als Grund nannte er die Veröffentlichung seiner privaten Daten und den Ärger um einen Wahlkampf-Tweet. Birte Könnecke dazu weiter: „Kein Mensch schafft es, nur Druckreifes zu sagen. Ausrutscher kann man kritisieren, aber die Art der persönlichen Angriffe haben jedes Maß verloren. Mit gutem Geschmack und Fairness ist es nicht mehr weit her.“

Jeder Mensch habe ein Anrecht darauf, fair behandelt zu werden. Deshalb sollten wir uns, bevor wir uns im Netz öffentlich äußern, immer auch fragen, ob wir das, was wir da äußern, auch unserem Vorgesetzten oder unserem Arbeitskollegen so sagen würden, betonte die Vorsitzende.

Impression vom Neujahrsempfang

 

Im weiteren Fortgang sprach Birte Könnecke über inhaltliche Grenzen, rote Linien, die jemand für sich selbst setzt. In diesem Zusammenhang beklagte sie, dass es keine Abstufung mehr in der Wahrnehmung von Wertigkeiten gebe. Sicher sei die betäubungslose Ferkelkastration ein frustrierendes Thema. Sie teile aber nicht die Ansicht, dass die SPD nicht mehr wählbar sei, nur weil sie in der Koalition einer Verlängerung der entsprechenden Anwendungsfrist zugestimmt hatte. Man müsste da schon einen Unterschied machen zu vielen Themen von viel höherer Bedeutung, sagte die Kreisvorsitzende. Ihre Präferenzen lägen klar bei der Friedenspolitik, der Freiheit, der Demokratie, der Gleichberechtigung, der Gerechtigkeit und der Nachhaltigkeit.

Es gebe keine Abstufung mehr, klagte Könnecke: Die Menschen regten sich über vieles auf, und alles habe dabei offenbar die gleiche Wertigkeit. Dabei müsse man sich doch die Frage stellen, ob es letztlich um Themen gehe, für die sich ein Einsatz lohnt. Die Währung der heutigen Zeit liege aber in der Frage: „Wieviel Empörung kann ich generieren?“

Impression vom Neujahrsempfang

 

„Machen ist wie Wollen, nur krasser.“ Diesen Titel eines Buches von Hans Uwe L. Köhler („Zugabe!) zitierte Birte Könnecke als Überleitung zu ihrem zweiten Thema um zu verdeutlichen, dass sich der SPD-Kreisvorstand bereits im vergangenen Jahr entschieden hatte, „nicht nur über Dinge zu reden, sondern Dinge auch zu machen“.

„Wir können noch 20 Veranstaltungen zum Thema ,Bezahlbarer Wohnraum’ machen und uns alle einig sein, doch ändert sich letztlich nichts“, klagte Könnecke. Deshalb seien nun verschiedene Projektgruppen ins Leben gerufen worden. Eine dieser Gruppen versuche, eine eigene Wohnungsbaugenossenschaft zu gründen um entweder selber Wohnraum zu schaffen oder aber Wohnungen zu erwerben, die dann zu sozialverträglichen Preisen angeboten werden können.

Impression vom Neujahrsempfang

 

„Wir machen den Kreis fit“, heißt das Motto einer zweiten Projektgruppe, die für die Sommerferien 2019 ein Ferienprogramm rund um das Thema „Gesundheit“ vorbereitet. An einer Zuckersteuer verdiene letztlich nur der Staat, gab die Kreisvorsitzende zu bedenken. Schlank werde davon niemand. Gedacht ist an kleine Angebote in allen Ortsvereinen im Landkreis, die sich beispielsweise ums Wandern oder um Ernährung drehen. Weitere Anregung sind willkommen, Anmeldungen noch möglich.

„Ich freue mich darüber, dass wir wieder ein Himmelreich voller Roter zusammengebracht haben“, sagte Birte Könnecke bei der Begrüßung der Gäste im Hofgut Himmelreich, darunter, als Festredner, der Wissenschaftler und ehemalige Politiker Ernst Ulrich von Weizsäcker (siehe diesen Beitrag). Mit dabei waren auch der ehemalige Landtagsabgeordnete Christoph Bayer, eine große Zahl von Kreis- und Gemeinderäten sowie SPD-Ortsvereinsvorsitzenden und Kreisvorstandsmitgliedern.

Impression vom Neujahrsempfang

 

Es war das fünfte Mal, dass die SPD Breisgau-Hochschwarzwald ihren Neujahrsempfang im Hofgut Himmelreich veranstaltete. „Hier ist es familiär, gemütlich, und wir fühlen uns wohl. Das passt zu uns“, sagte Birte Könnecke und lobte den guten und aufmerksamen Service des Hauses.

Bernd Michaelis

 

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